Ebbro di Luna

Arnold Schoenberg (13 settembre 1874 - 1951): Pierrot lunaire, ciclo di 21 Lieder per voce femminile cantante-recitante (Sprechgesang) e ensemble da camera op. 21 (1912) su liriche di Albert Giraud (1860 - 1929) tradotte in tedesco da Otto Erich Hartleben (1864 - 1905). Christine Schäfer, voce; Ensemble Intercontemporain, dir. Pierre Boulez.

PARTE

1. Mondestrunken

Den Wein, den man mit Augen trinkt,
Giesst Nachts der Mond in Wogen nieder,
Und eine Springflut überschwemmt
Den stillen Horizont.

Gelüste, schauerlich und süss,
Durchschwimmen ohne Zahl die Fluten!
Den Wein, den man mit Augen trinkt,
Giesst Nachts der Mond in Wogen nieder.

Der Dichter, den die Andacht treibt,
Berauscht sich an dem heiigen Tranke,
Gen Himmel wendet er verzückt
Das Haupt und taumelnd saugt und schlürft er
Den Wein den man mit Augen trinkt.

2. Colombine

Des Mondlichts bleiche Blüten,
Die weißen Wunderrosen,
Blühn in den Julinachten —
O brach ich eine nur!

Mein banges Leid zu lindern,
Such ich am dunklen Strome
Des Mondlichts bleiche Blüten,
Die weißen Wunderrosen.

Gestillt wär all mein Sehnen,
Dürft ich so märchenheimlich,
So selig leis — entblättern
Auf deine brauenen Haare
Des Mondlichts bleiche Blüten!

3. Der Dandy

Mit einem phantastischen Lichtstrahl
Erleuchtet der Mond die krystallnen Flacons
Auf dem schwarzen, hochheiligen Waschtisch
Des schweigenden Dandys von Bergamo.

In tönender, bronzener Schale
Lacht hell die Fontaine, metallischen Klangs.
Mit einem phantastischen Lichtstrahl
Erleuchtet der Mond die krystallnen Flacons.

Pierrot mit dem wächsernen Antlitz
Steht sinnend und denkt: wie er heute sich schminkt?
Fort schiebt er das Rot und das Orients Grün
Und bemalt sein Gesicht in erhabenem Stil
Mit einem phantastischen Mondstrahl.

4. Eine blasse Wäscherin

Eine blasse Wäscherin
Wäscht zur Nachtzeit bleiche Tücher;
Nackte, silberweiße Arme
Streckt sie nieder in die Flut.

Durch die Lichtung schleichen Winde,
Leis bewegen sie den Strom.
Eine blasse Wäscherin
Wäscht zur Nachtzeit bleiche Tücher.

Und die sanfte Magd des Himmels,
Von den Zweigen zart umschmeichelt,
Breitet auf die dunklen Wiesen
ihre lichtgewobnen Linnen —
Eine blasse Wäscherin.

5. Valse de Chopin

Wie ein blasser Tropfen Bluts
Färbt die Lippen einer Kranken,
Also ruht auf diesen Tönen
Ein vernichtungssüchtger Reiz.

Wilder Lust Accorde stören
Der Verzweiflung eisgen Traum —
Wie ein blasser Tropfen Bluts
Färbt die Lippen einer Kranken.

Heiß und jauchzend, süß und schmachtend,
Melancholisch düstrer Walzer,
Kommst mir nimmer aus den Sinnen!
Haftest mir an den Gedanken,
Wie ein blasser Tropfen Bluts!

6. Madonna

Steig, o Mutter aller Schmerzen,
Auf den Altar meiner Verse!
Blut aus deinen magren Brusten
Hat des Schwertes Wut vergossen.

Deine ewig frischen Wunden
Gleichen Augen, rot und offen.
Steig, o Mutter aller Schmerzen,
Auf den Altar meiner Verse!

In den abgezehrten Händen
Hältst du deines Sohnes Leiche.
Ihn zu zeigen aller Menschheit —
Doch der Blick der Menschen meidet
Dich, o Mutter aller Schmerzen!

7. Der kranke Mond

Du nächtig todeskranker Mond
Dort auf des Himmels schwarzem Pfühl,
Dein Blick, so fiebernd übergroß,
Bannt mich wie fremde Melodie.

An unstillbarem Liebesleid
Stirbst du, an Sehnsucht, tief erstickt,
Du nächtig todeskranker Mond
Dort auf des Himmels schwarzem Pfühl.

Den Liebsten, der im Sinnenrausch
Gedankenlos zur Liebsten schleicht,
Belustigt deiner Strahlen Spiel —
Dein bleiches, qualgebornes Blut,
Du nächtig todeskranker Mond.

PARTE

8. Nacht (Passacaglia)

Finstre, schwarze Riesenfalter
Töteten der Sonne Glanz.
Ein geschlossnes Zauberbuch,
Ruht der Horizont — verschwiegen.

Aus dem Qualm verlorner Tiefen
Steigt ein Duft, Erinnrung mordend!
Finstre, schwarze Riesenfalter
Töteten der Sonne Glanz.

Und vom Himmel erdenwärts
Senken sich mit schweren Schwingen
Unsichtbar die Ungetume
Auf die Menschenherzen nieder…
Finstre, schwarze Riesenfalter.

9. Gebet an Pierrot

Pierrot! Mein Lachen
Hab ich verlernt!
Das Bild des Glanzes
Zerfloß – Zerfloß!

Schwarz weht die Flagge
Mir nun vom Mast.
Pierrot! Mein Lachen
Hab ich verlernt!

O gieb mir wieder,
Roßarzt der Seele,
Schneemann der Lyrik,
Durchlaucht vom Monde,
Pierrot – mein Lachen!

10. Raub

Rote, fürstliche Rubine,
Blutge Tropfen alten Ruhmes,
Schlummern in den Totenschreinen,
Drunten in den Grabgewolben.

Nachts, mit seinen Zechkumpanen,
Steigt Pierrot hinab — zu rauben
Rote, fürstliche Rubine,
Blutge Tropfen alten Ruhmes.

Doch da – strauben sich die Haare,
Bleiche Furcht bannt sie am Platze:
Durch die Finsternis — wie Augen! —
Stieren aus den Totenschreinen
Rote, fürstliche Rubine.

11. Rote Messe

Zu grausem Abendmahle
Beim Blendeglanz des Goldes,
Beim Flackerschein der Kerzen,
Naht dem Altar — Pierrot!

Die Hand, die gottgeweihte,
Zerreißt die Priesterkleider —
Zu grausem Abendmahle
Beim Blendeglanz des Goldes.

Mit segnender Geberde
Zeigt er den bangen Seelen
Die triefend rothe Hostie —
Sein Herz in blut’gen Fingern,
Zu grausem Abendmahle.

12. Galgenlied

Die dürre Dirne
Mit langem Halse
Wird seine letzte
Geliebte sein.

In seinem Hirne
Steckt wie ein Nagel
Die dürre Dirne
Mit langem Halse.

Schlank wie die Pinie,
Am Hals ein Zöpfchen —
Wollüstig wird sie
Den Schelm umhalsen,
Die dürre Dirne!

13. Enthauptung

Der Mond, ein blankes Türkenschwert
Auf einem schwarzen Seidenkissen,
Gespenstisch groß — dräut er hinab
Durch schmerzendunkle Nacht.

Pierrot irrt ohne Rast umher
Und starrt empor in Todesängsten
Zum Mond, dem blanken Türkenschwert
Auf einem schwarzen Seidenkissen.

Es schlottern unter ihm die Knie,
Ohnmächtig bricht er jäh zusammen.
Er wähnt: es sause strafend schon
Auf seinen Sünderhals hernieder
Der Mond, das blanke Türkenschwert.

14. Die Kreuze

Heilge Kreuze sind die Verse,
Dran die Dichter stumm verbluten,
Blindgeschlagen von der Geier
Flatterndem Gespensterschwarme!

In den Leibern schwelgten Schwerter,
Prunkend in des Blutes Scharlach!
Heilge Kreuze sind die Verse,
Dran die Dichter stumm verbluten.

Tot das Haupt — erstarrt die Locken —
Fern, verweht der Lärm des Pöbels.
Langsam sinkt die Sonne nieder,
Eine rote Königskrone. —
Heilge Kreuze sind die Verse!

PARTE

15. Heimweh

Lieblich klagend — ein krystallnes Seufzen
Aus Italiens alter Pantomime,
Klingts herüber: wie Pierrot so holzern,
So modern sentimental geworden.

Und es tönt durch seines Herzens Wüste,
Tönt gedämpft durch alle Sinne wieder,
Lieblich klagend — ein krystallnes Seufzen
Aus Italiens alter Pantomime.

Da vergißt Pierrot die Trauermienen!
Durch den bleichen Feuerschein des Mondes,
Durch des Lichtmeers Fluten – schweift die Sehnsucht
Kühn hinauf, empor zum Heimathimmel
Lieblich klagend — ein krystallnes Seufzen!

16. Gemeinheit

In den blanken Kopf Cassanders,
Dessen Schrein die Luft durchzetert,
Bohrt Pierrot mit Heuchlermienen,
Zärtlich — einen Schädelbohrer!

Darauf stopft er mit dem Daumen
Seinen echten türkischen Taback
In den blanken Kopf Cassanders,
Dessen Schrein die Luft durchzetert!

Dann dreht er ein Rohr von Weichsel
Hinten in die glatte Glatze
Und behäbig schmaucht und pafft er
Seinen echten türkischen Taback
Aus dem blanken Kopf Cassanders!

17. Parodie

Stricknadeln, blank und blinkend,
In ihrem grauen Haar,
Sitzt die Duenna murmelnd,
Im roten Röckchen da.

Sie wartet in der Laube,
Sie liebt Pierrot mit Schmerzen,
Stricknadeln, blank und blinkend,
In ihrem grauen Haar.

Da plötzlich — horch! — ein Wispern!
Ein Windhauch kichert leise:
Der Mond, der böse Spötter,
Äfft nach mit seinen Strahlen —
Stricknadeln, blink und blank.

18. Der Mondfleck

Einen weißen Fleck des hellen Mondes
Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes,
So spaziert Pierrot im lauen Abend,
Aufzusuchen Glück und Abenteuer.

Plötzlich — stört ihn was an seinem Anzug,
Er beschaut sich rings und findet richtig —
Einen weißen Fleck des hellen Mondes
Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes.

Warte! denkt er: das ist so ein Gipsfleck!
Wischt und wischt, doch — bringt ihn nicht herunter!
Und so geht er, giftgeschwollen, weiter,
Reibt und reibt bis an den frühen Morgen —
Einen weißen Fleck des hellen Mondes.

19. Serenade

Mit groteskem Riesenbogen
Kratzt Pierrot auf seiner Bratsche,
Wie der Storch auf einem Beine,
Knipst er trüb ein Pizzicato.

Plötzlich naht Cassander — wütend
Ob des nächtgen Virtuosen —
Mit groteskem Riesenbogen
Kratzt Pierrot auf seiner Bratsche.

Von sich wirft er jetzt die Bratsche:
Mit der delikaten Linken
Faßt den Kahlkopf er am Kragen —
Träumend [spielt]1 er auf der Glatze
Mit groteskem Riesenbogen.

20. Heimfahrt (Barcarole)

Der Mondstrahl ist das Ruder,
Seerose dient als Boot;
Drauf fährt Pierrot gen Süden
Mit gutem Reisewind.

Der Strom summt tiefe Skalen
Und wiegt den leichten Kahn.
Der Mondstrahl ist das Ruder,
Seerose dient als Boot.

Nach Bergamo, zur Heimat,
Kehrt nun Pierrot zurück;
Schwach dämmert schon im Osten
Der grüne Horizont.
— Der Mondstrahl ist das Ruder.

21. O alter Duft

O alter Duft aus Märchenzeit,
Berauschest wieder meine Sinne;
Ein närrisch Heer von Schelmerein
Durchschwirrt die leichte Luft.

Ein glückhaft Wünschen macht mich froh
Nach Freuden, die ich lang verachtet:
O alter Duft aus Märchenzeit,
Berauschest wieder mich!

All meinen Unmut gab ich preis;
Aus meinem sonnumrahmten Fenster
Beschau ich frei die liebe Welt
Und träum hinaus in selge Weiten…
O alter Duft — aus Märchenzeit!


Per una libera traduzione italiana dei testi, curata da Raissa Olkienizkaia Naldi, cliccare qui.

Pierrot lunaire

Opus 25

Arnold Schoenberg (13 settembre 1874 - 1951): Suite per pianoforte op. 25 (1921-23). Paul Jacobs.

  1. Präludium: Rasch
  2. Gavotte: Etwas langsam [0:55]
  3. Musette: Rascher [2:12]
  4. Intermezzo [4:52]
  5. Menuett und Trio: Moderato [8:45]
  6. Gigue: Rasch [13:04]

« I primi pezzi dodecafonici furono alcuni tempi della Suite per pianoforte [op. 25], composti nell’autunno del 1921. Il vero significato della mia ricerca mi si palesò attraverso questi pezzi. lo mi ero inoltrato inconsciamente per questa via, e l’avevo scoperta attratto da una meta: quella dell’ordine e della disciplina formale. Come potete osservare non si trattava di una via diritta, nè essa, come accade sovente nelle correnti artistiche, era stata sollecitata dal desiderio di originalità. Personalmente provo repulsione all’essere considerato un rivoluzionario, appunto perché non lo sono. Dai miei esordi ho posseduto una disposizione per la forma, basilare e sviluppata, e una forte ripugnanza verso le esagerazioni. Non si tratta di un ritorno all’ordine, giacché non vi fu mai disordine, ma, al contrario, di un’ascesa verso un ordine più alto e migliore » (Arnold Schoenberg, lettera a Nicolas Slonimsky del 3 giugno 1937).
La serie dodecafonica su cui si fonda la Suite op. 25 è MI–FA–SOL–RE♭–SOL♭–MI♭–LA♭–RE–SI–DO–LA–SI♭.

Schoenberg, op. 25 n. 1

Notte trasfigurata

Arnold Schoenberg (13 settembre 1874 - 1951): Verklärte Nacht, versione originale per se­stetto d’archi op. 4 (1899), ispirata dall’omonima poesia di Richard Dehmel (da Weib und Welt, 1896). Amaryllis Quartett (Gustav Frielinghaus e Lena Sandoz, violini; Mareike Hefti, viola; Yves Sandoz, violoncello) con Volker Jacobsen, viola, e Jens Peter Maintz, violoncello.

Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain;
der Mond läuft mit, sie schaun hinein.
Der Mond läuft über hohe Eichen;
kein Wölkchen trübt das Himmelslicht,
in das die schwarzen Zacken reichen.
Die Stimme eines Weibes spricht:

« Ich trag ein Kind, und nit von Dir,
ich geh in Sünde neben Dir.
Ich hab mich schwer an mir vergangen.
Ich glaubte nicht mehr an ein Glück
und hatte doch ein schwer Verlangen
nach Lebensinhalt, nach Mutterglück
und Pflicht; da hab ich mich erfrecht,
da ließ ich schaudernd mein Geschlecht
von einem fremden Mann umfangen,
und hab mich noch dafür gesegnet.
Nun hat das Leben sich gerächt:
nun bin ich Dir, o Dir, begegnet. »

Sie geht mit ungelenkem Schritt.
Sie schaut empor; der Mond läuft mit.
Ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht.
Die Stimme eines Mannes spricht:

« Das Kind, das Du empfangen hast,
sei Deiner Seele keine Last,
o sieh, wie klar das Weltall schimmert!
Es ist ein Glanz um alles her;
Du treibst mit mir auf kaltem Meer,
doch eine eigne Wärme flimmert
von Dir in mich, von mir in Dich.
Die wird das fremde Kind verklären,
Du wirst es mir, von mir gebären;
Du hast den Glanz in mich gebracht,
Du hast mich selbst zum Kind gemacht. »

Er faßt sie um die starken Hüften.
Ihr Atem küßt sich in den Lüften.
Zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.

Richard Dehmel

Due persone vanno per un boschetto spoglio, freddo;
la luna li segue, essi la guardano fissi.
La luna splende sopra le alte querce,
nessuna nube offusca la luce celeste,
fin dove arrivano le cime nere.
La voce di una donna parla:

« Io porto un figlio che non è tuo,
cammino nel peccato accanto a te.
Contro me stessa ho gravemente peccato.
Non credevo più alla felicità,
e tuttavia desideravo ardentemente
uno scopo nella vita, la gioia d’esser madre
e una mèta; così mi son fatta sfrontata,
e rabbrividendo ho lasciato che il mio sesso
fosse avvolto in un amplesso da un estraneo,
e me ne sono sentita benedetta.
Ora la vita si è vendicata:
ora ho incontrato te, ho incontrato te. »

Ella cammina con passo vacillante.
Guarda in alto; la luna la segue.
Il suo sguardo buio annega nella luce.
La voce di un uomo risponde:

« Il figlio che hai concepito
non sia di peso all’anima tua:
guarda com’è chiaro e lucente l’universo!
Ovunque intorno tutto è splendore,
tu avanzi con me su un mare freddo,
ma un calore singolare sfavilla
da te entro me, da me entro te.
Esso trasfigurerà il bambino estraneo,
ma tu lo partorirai a me, da me;
tu mi hai dato questo fulgore,
tu hai trasformato anche me in un bambino. »

Egli l’avvince intorno ai fianchi forti.
I loro respiri si congiungolo in un bacio.
Due persone vanno nella notte alta, chiara.

traduzione di Sergio Sablich

Kammerkaiser

Johann Strauß figlio (1825 - 1899): Kaiser-Walzer op. 437 (1889), arrangiamento di Arnold Schoenberg (1874 - 1951) per flauto, clarinetto, quartetto d’archi e pianoforte (1925). Ensemble Virama (con un contrabbasso in più).


Serenata – V

Arnold Schoenberg (1874 - 13 luglio 1951): Serenata per baritono e 7 strumenti (clarinetto, clarinetto basso, mandolino, chitarra, violino, viola, violoncello) op. 24 (1921-23); testo di Francesco Petrarca (Sonetto 217, Canzoniere CCLVI) nella traduzione di Stefan George. Derrik Olsen, baritono; membri del SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, dir. Hans Rosbaud.

  1. Marsch: Durchaus gleichmässiges Marschtempo
  2. Menuett: Nicht schnell, aber gesangvoll
  3. Variationen: Andante
  4. Sonnet Nr 217 von Petrarca: Rasch

    O könnt’ ich je der Rach’ an ihr genesen,
    die mich durch Blick und Rede gleich zerstöret,
    und dann zu grösserm Leid sich von mir kehret,
    die Augen bergend mir, die süssen, bösen!

    So meiner Geister matt bekümmert Wesen
    sauget mir aus allmählich und verzehret
    und brülend, wie ein Leu, ans Herz mir fähret
    die Nacht, die ich zur Ruhe mir erlesen!

    Die Seele, die sonst nur der Tod verdränget,
    trent sich von mir, und ihrer Haft entkommen,
    fliegt sie zu ihr, die drohend sie empfänget.

    Wohl hat es manchmal Wunder mich genommen
    wenn die nun spricht und weint und sie umfänget,
    dass fort sie schläft, wenn solches sie vernommen.

    Far potess’io vendetta di colei
    che guardando et parlando mi distrugge,
    et per piú doglia poi s’asconde et fugge,
    celando gli occhi a me sí dolci et rei.

    Cosí li afflicti et stanchi spirti mei
    a poco a poco consumando sugge,
    e ‘n sul cor quasi fiero leon rugge
    la notte allor quand’io posar devrei.

    L’alma, cui Morte del suo albergo caccia,
    da me si parte, et di tal nodo sciolta,
    vassene pur a lei che la minaccia.

    Meravigliomi ben s’alcuna volta,
    mentre le parla et piange et poi l’abbraccia,
    non rompe il sonno suo, s’ella l’ascolta.

  5. Tanzscene: Sehr lebhaft
  6. Lied (ohne worte): Adagio
  7. Finale: Im Marschtempo des 1. Satzes

Profondo è il cordoglio che mi contrista

Arnold Schoenberg (1874 - 13 luglio 1951): Secondo Quartetto per archi, con soprano, op. 10 (1908); testi di Stefan George (da Der siebente Ring, 1907). Bethany Beardslee, soprano; The Sequoia String Quartet.

  1. Mässig
  2. Sehr rasch [7:00]
  3. Litanei: Langsam [13:17]

    Tief ist die trauer die mich umdüstert,
    Ein tret ich wieder, Herr! in dein haus.

    Lang war die reise, matt sind die glieder,
    Leer sind die schreine, voll nur die qual.

    Durstende zunge darbt nach dem weine.
    Hart war gestritten, starr ist mein arm.

    Gönne die ruhe schwankenden schritten,
    Hungrigem gaume bröckle dein brot!

    Schwach ist mein atem rufend dem traume,
    Hohl sind die hände, fiebernd der mund.

    Leih deine kühle, lösche die brände.
    Tilge das hoffen, sende das licht!

    Gluten im herzen lodern noch offen,
    Innerst im grunde wacht noch ein schrei.

    Töte das sehnen, schliesse die wunde!
    Nimm mir die liebe, gib mir dein glück!

  4. Entrückung: Sehr langsam [18:57]

    Ich fühle luft von anderem planeten.
    Mir blassen durch das dunkel die gesichter
    Die freundlich eben noch sich zu mir drehten.

    Und bäum und wege die ich liebte fahlen
    Dass ich sie kaum mehr kenne und du lichter
    Geliebter schatten—rufer meiner qualen—

    Bist nun erloschen ganz in tiefern gluten
    Um nach dem taumel streitenden getobes
    Mit einem frommen schauer anzumuten.

    Ich löse mich in tönen, kreisend, webend,
    Ungründigen danks und unbenamten lobes
    Dem grossen atem wunschlos mich ergebend.

    Mich überfährt ein ungestümes wehen
    Im rausch der weihe wo inbrünstige schreie
    In staub geworfner beterinnen flehen:

    Dann seh ich wie sich duftige nebel lüpfen
    In einer sonnerfüllten klaren freie
    Die nur umfängt auf fernsten bergesschlüpfen.

    Der boden schüffert weiss und weich wie molke.
    Ich steige über schluchten ungeheuer.
    Ich fühle wie ich über letzter wolke

    In einem meer kristallnen glanzes schwimme—
    Ich bin ein funke nur vom heiligen feuer
    Ich bin ein dröhnen nur der heiligen stimme.