Il vino

Alban Berg (9 febbraio 1885 - 1935): Der Wein / Le Vin, aria da concerto per soprano e orchestra (1929) su poesie di Charles Baudelaire nella traduzione di Stefan George. Dorothy Dorow, soprano; Wiener Philharmoniker, dir. Karl Böhm.

Berg scelse di musicare la prima e le ultime due delle cinque poesie di Baudelaire che costi­tuiscono il ciclo Le Vin, inserito nella raccolta Les Fleurs du mal (1857). La musica è adattata sia ai versi francesi sia alla traduzione tedesca che ne diede Stefan George nel 1901. Invertendo l’ordine originale delle due ultime poesie, Berg crea una forma tripartita ad arco, nella quale elementi e modi espressivi che caratterizzano la prima lirica tornano nella terza, mentre la seconda a sua volta è in forma di scherzo tripartito.

1. Die Seele des Weines ‒ L’Âme du vin

Des Weines Geist begann im Faß zu singen:
«Mensch, teurer Ausgestoßener, dir soll
Durch meinen engen Kerker durch erklingen
Ein Lied von Licht und Bruderliebe voll.

Ich weiß: am sengend heißen Bergeshange
Bei Schweiß und Mühe nur gedeih ich recht
Da meine Seele ich nur so empfange,
Doch bin ich niemals undankbar und schlecht.

Und dies bereitet mir die größte Labe,
Wenn eines Arbeitmatten Mund mich hält,
Sein heißer Schlund wird mir zum kühlen Grabe,
Das mehr als kalter Keller mir gefällt.

Hörst du den Sonntagsgesang aus frohem Schwarme?
Nun kehrt die Hoffnung prickelnd in mich ein:
Du stülpst die Ärmel, stützest beide Arme,
Du wirst mich preisen und zufrieden sein.

Ich mache deines Weibes Augen heiter,
Und deinem Sohne leih´ ich frische Kraft;
Ich bin für diesen zarten Lebensstreiter
Das Öl, das Fechtern die Gewandtheit schafft.

Und du erhältst von diesem Pflanzenseime,
Den Gott, der ewige Sämann, niedergießt,
Damit in deiner Brust die Dichtkunst keime,
die wie ein seltener Baum zum Himmel sprießt.»

Un soir, l’âme du vin chantait dans les bouteilles:
«Homme, vers toi je pousse, ô cher déshérité,
Sous ma prison de verre et mes cires vermeilles,
Un chant plein de lumière et de fraternité!

Je sais combien il faut, sur la colline en flamme,
De peine, de sueur et de soleil cuisant
Pour engendrer ma vie et pour me donner l’âme;
Mais je ne serai point ingrat ni malfaisant.

Car j’éprouve une joie immense quand je tombe
Dans le gosier d’un homme usé par ses travaux,
Et sa chaude poitrine est une douce tombe
Où je me plais bien mieux que dans mes froids caveaux.

Entends-tu retentir les refrains des dimanches
Et l’espoir qui gazouille en mon sein palpitant?
Les coudes sur la table et retroussant tes manches,
Tu me glorifieras et tu seras content.

J’allumerai les yeux de ta femme ravie;
À ton fils je rendrai sa force et ses couleurs
Et serai pour ce frêle athlète de la vie
L’huile qui raffermit les muscles des lutteurs.

En toi je tomberai, végétale ambroisie,
Grain précieux jeté par l’éternel Semeur,
Pour que de notre amour naisse la poésie
Qui jaillira vers Dieu comme une rare fleur!»

2. Der Wein der Liebenden ‒ Le Vin des amants

Prächtig ist heute die Weite −
Stränge und Sporen beiseite −
Reiten wir auf dem Wein
In den Feeenhimmel hinein!

Engel für ewige Dauer
Leidend im Fieberschauer ·
Durch des Morgens blauen Kristall
Fort in das leuchtende All!

Wir lehnen uns weich auf den Flügel
Des Windes der eilt ohne Zügel.
Beide voll gleicher Lust

Laß Schwester uns Brust an Brust
Fliehn ohne Rast und Stand
In meiner Träume Land!

Aujourd’hui l’espace est splendide!
Sans mors, sans éperons, sans bride,
Partons à cheval sur le vin
Pour un ciel féerique et divin!

Comme deux anges que torture
Une implacable calenture,
Dans le bleu cristal du matin
Suivons le mirage lointain!

Mollement balancés sur l’aile
Du tourbillon intelligent,
Dans un délire parallèle,

Ma soeur, côte à côte nageant,
Nous fuirons sans repos ni trêves
Vers le paradis de mes rêves!

3. Der Wein des Einsamen ‒ Le Vin du solitaire

Der sonderbare Blick der leichten Frauen
Der auf uns gleitet wie das weisse Licht
Des Mondes auf bewegter Wasserschicht −
Will er im Bade seine Schönheit schauen −

Der lezte Taler an dem Spielertisch
Ein frecher Kuß der hagern Adeline
Erschlaffenden Gesang der Violine
Der wie der Menschheit fernes Qualgezisch:

Mehr als dies alles schätz ich, tiefe Flasche,
Den starken Balsam den ich aus dir nasche
Und der des frommen Dichters Müdheit bannt.

Du giebst ihm Hoffnung, Liebe, Jugendkraft
Und Stolz − dies Erbteil aller Bettlerschaft −
Der uns zu Helden macht und Gottverwandt.

Le regard singulier d’une femme galante
Qui se glisse vers nous comme le rayon blanc
Que la lune onduleuse envoie au lac tremblant,
Quand elle y veut baigner sa beauté nonchalante;

Le dernier sac d’écus dans les doigts d’un joueur;
Un baiser libertin de la maigre Adeline;
Les sons d’une musique énervante et câline,
Semblable au cri lointain de l’humaine douleur,

Tout cela ne vaut pas, ô bouteille profonde,
Les baumes pénétrants que ta panse féconde
Garde au coeur altéré du poète pieux;

Tu lui verses l’espoir, la jeunesse et la vie,
– Et l’orgueil, ce trésor de toute gueuserie,
Qui nous rend triomphants et semblables aux Dieux!

Berg, Der Wein

Idyllen op. 21

Egon Wellesz (21 ottobre 1885 - 1974): Idyllen, fünf Klavierstücken zu Gedichten von Stefan George op. 21 (1917). Margarete Babinsky.

  1. In ruhig fließender Bewegung

    …Kostbarer wie sie die Quelle verstreut
    Schmächtigem Springbrunn Funken entstieben…
    Werden sie leuchten, leuchten mir heut?
    Werd ich die süßen Traumaugen lieben?
                          (Gartenfrühlinge.)

  2. Schwebend [3:05]

    …In umschwärmendem Chor
    Und in zitternder Jagd
    Nach den Wiesen die Woge
    Nach Silber Smaragd

    So folgen dir froh
    Die dein lächeln erkürt…
    O mein tag mir so gross
    Und so schnell mir entführt!
                          (Tag-Gesang.)

  3. Mäßig [6:49]

    …Ein rauschendes Geflitter
    Entzückt und quält – macht schwer und frei.
    Ein Schwanken süß und bitter
    Ein Singen sonder Melodei…
                          (Morgenschauer.)

  4. Verträumt [10:21]

    Frühe nacht verwirrt die ebnen Bahnen
    Kalte Traufe trübt die Weiher
    Glückliche Apolle und Dianen
    Hüllen sich in nebelschleier…
                          (Die Gärten schließen.)

  5. Langsam. Frei im Vortrag [13:33]

    Wie eine tiefe Weise
    Die uns gejubelt und gestöhnt
    In neuem Paradeise
    Noch lockt und rührt wenn schon vertönt.
                          (Blaue Stunde.)

Egon Wellesz

Serenata – V

Arnold Schoenberg (1874 - 13 luglio 1951): Serenata per baritono e 7 strumenti (clarinetto, clarinetto basso, mandolino, chitarra, violino, viola, violoncello) op. 24 (1921-23); testo di Francesco Petrarca (Sonetto 217, Canzoniere CCLVI) nella traduzione di Stefan George. Derrik Olsen, baritono; membri del SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, dir. Hans Rosbaud.

  1. Marsch: Durchaus gleichmässiges Marschtempo
  2. Menuett: Nicht schnell, aber gesangvoll
  3. Variationen: Andante
  4. Sonnet Nr 217 von Petrarca: Rasch

    O könnt’ ich je der Rach’ an ihr genesen,
    die mich durch Blick und Rede gleich zerstöret,
    und dann zu grösserm Leid sich von mir kehret,
    die Augen bergend mir, die süssen, bösen!

    So meiner Geister matt bekümmert Wesen
    sauget mir aus allmählich und verzehret
    und brülend, wie ein Leu, ans Herz mir fähret
    die Nacht, die ich zur Ruhe mir erlesen!

    Die Seele, die sonst nur der Tod verdränget,
    trent sich von mir, und ihrer Haft entkommen,
    fliegt sie zu ihr, die drohend sie empfänget.

    Wohl hat es manchmal Wunder mich genommen
    wenn die nun spricht und weint und sie umfänget,
    dass fort sie schläft, wenn solches sie vernommen.

    Far potess’io vendetta di colei
    che guardando et parlando mi distrugge,
    et per piú doglia poi s’asconde et fugge,
    celando gli occhi a me sí dolci et rei.

    Cosí li afflicti et stanchi spirti mei
    a poco a poco consumando sugge,
    e ‘n sul cor quasi fiero leon rugge
    la notte allor quand’io posar devrei.

    L’alma, cui Morte del suo albergo caccia,
    da me si parte, et di tal nodo sciolta,
    vassene pur a lei che la minaccia.

    Meravigliomi ben s’alcuna volta,
    mentre le parla et piange et poi l’abbraccia,
    non rompe il sonno suo, s’ella l’ascolta.

  5. Tanzscene: Sehr lebhaft
  6. Lied (ohne worte): Adagio
  7. Finale: Im Marschtempo des 1. Satzes

Profondo è il cordoglio che mi contrista

Arnold Schoenberg (1874 - 13 luglio 1951): Secondo Quartetto per archi, con soprano, op. 10 (1908); testi di Stefan George (da Der siebente Ring, 1907). Bethany Beardslee, soprano; The Sequoia String Quartet.

  1. Mässig
  2. Sehr rasch [7:00]
  3. Litanei: Langsam [13:17]

    Tief ist die trauer die mich umdüstert,
    Ein tret ich wieder, Herr! in dein haus.

    Lang war die reise, matt sind die glieder,
    Leer sind die schreine, voll nur die qual.

    Durstende zunge darbt nach dem weine.
    Hart war gestritten, starr ist mein arm.

    Gönne die ruhe schwankenden schritten,
    Hungrigem gaume bröckle dein brot!

    Schwach ist mein atem rufend dem traume,
    Hohl sind die hände, fiebernd der mund.

    Leih deine kühle, lösche die brände.
    Tilge das hoffen, sende das licht!

    Gluten im herzen lodern noch offen,
    Innerst im grunde wacht noch ein schrei.

    Töte das sehnen, schliesse die wunde!
    Nimm mir die liebe, gib mir dein glück!

  4. Entrückung: Sehr langsam [18:57]

    Ich fühle luft von anderem planeten.
    Mir blassen durch das dunkel die gesichter
    Die freundlich eben noch sich zu mir drehten.

    Und bäum und wege die ich liebte fahlen
    Dass ich sie kaum mehr kenne und du lichter
    Geliebter schatten—rufer meiner qualen—

    Bist nun erloschen ganz in tiefern gluten
    Um nach dem taumel streitenden getobes
    Mit einem frommen schauer anzumuten.

    Ich löse mich in tönen, kreisend, webend,
    Ungründigen danks und unbenamten lobes
    Dem grossen atem wunschlos mich ergebend.

    Mich überfährt ein ungestümes wehen
    Im rausch der weihe wo inbrünstige schreie
    In staub geworfner beterinnen flehen:

    Dann seh ich wie sich duftige nebel lüpfen
    In einer sonnerfüllten klaren freie
    Die nur umfängt auf fernsten bergesschlüpfen.

    Der boden schüffert weiss und weich wie molke.
    Ich steige über schluchten ungeheuer.
    Ich fühle wie ich über letzter wolke

    In einem meer kristallnen glanzes schwimme—
    Ich bin ein funke nur vom heiligen feuer
    Ich bin ein dröhnen nur der heiligen stimme.